GUTE ENTSCHEIDUNGEN? NICHT OHNE DEIN BAUCHGEFÜHL!

Eine Klientin, nennen wir sie Mona, ist kurz davor, die Geduld mit sich selbst zu verlieren. Im Raum steht ein Jobwechsel, samt Umzug in eine andere Stadt. Ein Klassiker im Bereich beruflicher Entscheidungen. In Monas Kopf tobt es seit Wochen - gehen oder bleiben, alles aufgeben und ein Wagnis eingehen oder doch die sichere Variante wählen und alles so lassen, wie es ist ... ? Vielleicht kennst du diese Art von innerem Konflikt, bei dem zwei Optionen scheinbar unversöhnlich in Konkurrenz stehen und ein Ausweg unerreichbar erscheint.

 

In diesem Artikel gebe ich dir 3 Methoden an die Hand, die dich bei einer stimmigen Entscheidungsfindung unterstützen können. 

 

Alle Impulse setzen eines voraus: Um für dich stimmige Entscheidungen zu treffen, brauchst du mehr als deinen Verstand. Unser häufig favorisiertes Entscheidungssystem liegt zwar praktischerweise direkt hinter der Stirn und hat bestimmt bis zur letzten Sekunde noch einen guten Ratschlag parat. Doch der Verstand verfügt leider keinen Zugang zu dem, was wir landläufig als "Bauchgefühl" oder "Unterbewusstsein" beschreiben. Damit fehlen die anderen 50 Prozent, die es für eine gute Entscheidung braucht. 

 

Unser Bauchgefühl wird psychologisch auch "Emotionales Erfahrungsgedächtnis" (vgl. u. a. Maja Storch) genannt, das anders als der Verstand Zugriff auf all unsere Erinnerungen und gespeicherten Gefühle hat sowie zahlreiche Aspekte in der Gegenwart parallel berücksichtigen kann. Wunderbar und schwierig in einem: Unser Emotionales Erfahrungsgedächtnis kommuniziert mit uns über Gefühle. Während der Verstand Gedanken und Sprache produziert, lediglich zwei Optionen berücksichtigt und uns die Information "richtig vs. falsch" sendet, lässt unser Emotionales Erfahrungsgedächtnis viele Varianten gleichzeitig zu und stattet diese mit der Einordnung aus "fühlt sich gut an/fühlt sich schlecht an". Und diese Gefühle - egal ob positiv oder negativ belegt - spüren wir dann irgendwo in unserem Körper als leichtes Kribbeln, unangenehmes Ziehen oder knallharte Verspannung. Das Problem ist nur, dass wir häufig verlernt haben, auf sie zu achten. 

 

Wer dieses Wissen besitzt, kann beginnen, anders zu entscheiden. Hier kommen 3 Impulse, die das Unterbewusstsein und den Verstand gemeinsam ansprechen:

 

Impuls 1: Nutze den ersten Moment des Tages

Steht eine schwere Entscheidung an, nimmst du diese häufig mit in den Schlaf. Während dieser Zeit arbeitet dein Unterbewusstsein weiter. Willst diesen Umstand nutzen, stelle dir am Morgen unmittelbar nach dem Aufwachen vor, die Entscheidung sei gefallen. Wichtig: Gehe vorher nicht kurz ins Bad, google nicht das Wetter oder knüpfe an der Gedankenspirale vom Vorabend an. Du hast dich entschieden. Punkt. Nun achte darauf, was unmittelbar dabei und danach geschieht. Spüre, fühle, beobachte. Die Signale deines Körpers, die sog. "somatischen Marker" (vgl. Antonia Damasio) beginnen sich zu regen: Kribbelt es im Bauch? Umspielt ein leichtes Lächeln deine Lippen? Versuche zu spüren, was dein Unterbewusstsein dir in diesen ersten Sekunden des Tages sagen möchte.

Unterteilung aufweist. So bleibst du im Gefühl, statt wieder den Pro- und Kontra-Fokus zu setzen. 

 

Impuls 2: Lass dein Unterbewusstsein "sprechen"

Wenn du zwischen zwei Optionen stehst und die Pro- und Kontraliste auch keinen Punktesieger ergeben hat, kannst du das Instrument "Affektbilanz" (vgl. Maja Storch) ausprobieren. Dafür zeichnest du zwei Linien nebeneinander auf ein Blatt Papier. Unten steht an beiden Linien eine "O" (=fühlt sich schlecht an), oben neben der Spitze eine "100" (=fühlt sich super an) als eine Art Skala. Über die Linien schreibst du die jeweilige Option z. B. "Umzug nach Berlin" und "Vor Ort bleiben".

 

Los geht's: Nun setzt du je ein Kreuz auf die Linien auf der Höhe, die für dich stimmig erscheint. Wichtig: Denke nicht nach, entscheide blitzschnell. Du kannst nun deine geschätzte Maßeinheit z. B. "70" und "40" neben die Kreuze schreiben.

 

Was zeigt dir das Ergebnis? Wichtig bei dieser Technik ist der Ansatz, dass jede Option stets ein "Für" UND ein "Wieder" aufweist. In uns löst eine Wahl daher zahlreiche gemischte Gefühle aus, die das Entscheiden rein über den Verstand so schwer machen. Führst du eine schnelle Körperbewegung aus, greifst du auf Hirnregionen jenseits des bewussten Denkens zurück. Dein Unterbewusstsein wird zusätzlich dadurch aktiviert, dass die Skala keine Unterteilung aufweist. So setzt du den Verstand außer Kraft, denn dieser benötigt klare Strukturen im Sinne von "richtig" und "falsch". Mit der Affektbilanz, die pro Option den Gefühls-Status abfragt, bekommt dein Unterbewusstsein eine Stimme.

 

 

Impuls 3: Das Tetralemma - gute Entscheidungen von Kopf bis Fuß treffen

 

Das Tetralemma stammt ganz ursprünglich aus der indischen Logik und wurde dort in der Rechtsprechung verwendet. Für das Coaching wurde es vor allem von Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer als Instrument eingeführt. Für die Entscheidung der Klientin Mona, ob ein Umzug die richtige Wahl ist, bietet die Bodenanker-Übung einen neuen Zugang zur Fragestellung und verbindet dabei ebenfalls Verstand und Gefühl.

 

Bei der Übung, die sich auch gut alleine zuhause durchführen lässt, werden 5 Karten beschriftet und auf dem Boden ausgelegt: 1) Das Eine, 2) Das Andere, 3) Keins von beidem, 4) Beides, 5) Nicht das eine und nicht das andere. Bei der fünften Option, die außerhalb der vier anderen platziert wird, handelt es sich um eine Art "Joker", etwas Unbekanntes, das bislang noch gar nicht bedacht wurde (Bsp. Ein überraschender Lottogewinn macht jede Entscheidung überflüssig ;-).

 

Vorgehen: Nacheinander stellst du dich auf jede der Karten. Für einen kurzen Moment "fühlst" du die Option mit deinem Körper. Bewegt er sich womöglich ein wenig vor (Zustimmung) oder zurück (Ablehnung)? Oder nimmst du ein Gefühl im Bauch, im Kopf, in der Brust oder sonstwo an deinem Körper wahr? Gehe nun - außen herum - zur nächsten Karte. Zum Schluss stellst du dich auf die "Nicht das eine und nicht das andere"-Karte. Auch hier spürst du, was passiert, ohne ggf. aufkommende Gedanken zu bewerten. Nun trittst du zurück. Spüre wieder kurz in dich hinein und stelle dich dann noch einmal auf die Karte, die dir am meisten zusagt. Fällt die Entscheidung leicht, ist womöglich bereits vieles geklärt. Wenn nicht, lass die Übung wirken. Manchmal kommt die Information aus dem Unbewussten erst erst am nächsten Morgen im Bewusstsein an. 

 

 

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